„Girls only“ in der Männerwelt

Das Projekt „Girls’ Campus“ der Robert Bosch Stiftung möchte interessierte junge Naturwissenschaftlerinnen näher an das wissenschaftlich-technisch orientierte Berufsfeld heranführen, das bislang zumeist den Männern vorbehalten ist.


Erfahrungen mit dem „Girls´ Campus“ - Bericht einer Teilnehmerin aus der elften Klasse

 

 

Deutschland zählt zu den wenigen europäischen Ländern, die noch schwer an der Emanzipierung der Frau innerhalb der naturwissenschaftlich-technischen Berufswelt zu schlucken haben. Bereits der erste Blick auf die Frauenquote innerhalb von Betrieben dieser Bereiche zeigt das sehr eindrücklich. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde zum Beispiel der „Girl’s Day“ eingeführt. Dieser Tag dient dazu, jungen Mädchen das Erkunden „männlicher“ Berufe zu ermöglichen und ihr Interesse für dieses Umfeld zu wecken. Bislang scheint der Erfolg trotz relativ großem Zuspruch gering. Daher wird dank neuer Projekte wie dem „Girls’ Campus“ darüber hinaus mehr Raum für die Entfaltung der weiblichen Stärken auf den bisher eher männlich orientierten Gebieten geschaffen.

Der „Girls’ Campus“ ist eine Innovation der Robert Bosch Stiftung, die etwa 35 Teilnehmerinnen, die zum Zeitpunkt ihrer Bewerbung in der 9. Jahrgangsstufe sind, im Rahmen von fünf Wochenendseminaren einen kleinen Überblick über verschiedene Themen gibt. In den Jahren 2009/2010 erstreckte sich das Programm von Kommunikationstraining über Robotertechnik bis hin zur Solartechnik.
Die ersten Veranstaltungen dienen hauptsächlich dazu sich mit den anderen Teilnehmerinnen kurzzuschließen, sowie an dem eigenen Auftreten zu arbeiten. Vielen Frauen fehlt in der Berufswelt die nötige Stärke, um sich gegenüber den dominanten Männern zu behaupten und Führungsqualitäten zu beweisen. Aus diesem Grund sollen sich die Mädchen bereits in jungen Jahren mit sich selbst und ihren Chancen beziehungsweise Stärken und Schwächen auseinandersetzen. Die folgenden Wochenendseminare befassen sich schließlich mit dem eigentlichen Anliegen des Programms. Die jeweiligen Organisatoren schlagen den Bogen von frontalen Präsentationen hin zur selbstständigen, wenn auch angewiesenen und unterstützten Tätigkeit der Mädchen. Für besondere Freude sorgte das dritte Wochenendseminar, bei dem die Teilnehmerinnen zusammen mit Schülern und Schülerinnen des Sindelfinger Stiftsgymnasiums Legoroboter bauen und programmieren durften. Aufgabe war es, einen Roboter zu entwickeln, der unter Berücksichtigung der Kriterien Wendigkeit und Schnelligkeit eine vorgegebene schwarze Linie nachfahren sollte. In einem abschließenden Wettbewerb wurden die einzelnen Modelle miteinander verglichen.
Den eigentlichen Höhepunkt des über etwa ein Jahr laufenden „Girls’ Campus“ bildete jedoch die Abschlussveranstaltung in Schwäbisch Hall. Freitags stand der Besuch bei der Firma Würth Solar auf dem Programm, bei dem den Mädchen die Grundlagen zu Photovoltaikanlagen vermittelt wurden. Den restlichen Nachmittag hatten die Teilnehmerinnen zur eigenen Verfügung, sodass sie bei strahlendem Sonnenschein ausschwärmten, um die Stadt Schwäbisch Hall zu erkunden. Dank des ebenso guten Samstagswetters hatten die Mädchen am nächsten Tag ihren Spaß beim Experimentieren rund um das Thema Solartechnik. Ganz besondere Augenweiden entstanden in einer Art Kreativwerkstatt, in der sich die jungen Naturwissenschaftlerinnen zur gelungenen Abrundung mit verschiedensten Materialien, einer Solarzelle und einem Motor nach Belieben vergnügen und verkünsteln konnten.

Insgesamt gesehen lässt sich also sagen, dass den jungen Teilnehmerinnen des „Girls’ Campus“ auf spielerische Art und Weise der Zugang zu den Naturwissenschaften erleichtert wird. Hierbei liegt der Schwerpunkt allerdings nicht allein bei dem Erlernen neuer Inhalte, vielmehr wird auf die Freude am Experimentieren, den allgemeinen Interessenaustausch, das Knüpfen neuer Kontakte und das Kennenlernen Gleichgesinnter wert gelegt. In diesem Sinne bietet der „Girls’ Campus“ daher eine gute Basis für die Grundsteinlegung der eigenen Zukunft in der Männerwelt.
Nähere Informationen zu dem Projekt und das Bewerbungsformular sind hier zu finden:


http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/11121.asp