Gehen wir zum Spanier um die Ecke?
Musical „Das Gold der Inkas“ ein voller Erfolg - Gemeinschaftsprojekt des Gymnasiums und der Musikschule PlochingenAn zwei Konzertabenden wurde von 150 Mitwirkenden das Musical „Das Gold der Inkas” in der vollbesetzten Stadthalle Plochingen aufgeführt. Das Projekt wurde ein voller Erfolg und ein Höhepunkt im kulturellen Leben des Schuljahres.
„Hallo liebe Leute! Ihr seid im Museum heute und folgt auf meiner Spur einer versunkenen Kultur”. Nach dieser Einladung im Stile eines Inka-Rap durften die Zuschauer mit einer spanischen Familie eindrucksvoll miterleben, wie in einem volkskundlichen Museum in Lima die Zeugen der Inka-Kultur lebendig werden, die Eroberer um Francisco Pizarro sich auf die Suche nach dem sagenhaften Gold machen und den Untergang des Inkareiches herbeiführen. Die eine Spielebene zeigte die Familie des spanischen Botschafters in Lima, die „Pedro” durch das Museum führte. Nach dem anfänglichen Kindermurren „Mama, müssen wir in das Museum”, entwickelte sich das Ganze als eine abenteuerliche Zeitreise, bei der in einer zweiten Spielebene Geschichte lebendig wurde, als 1532 die spanischen Eroberer mit Francisco Pizarro (Benedikt Prinzing) in das Land einfielen, den Inka-König „Atahualpa” (Lukas Hürzel) gefangen nahmen und als Lösegeld „Gold bis unter das Dach” forderten. Hierbei wurde die leidvolle Eroberung und Unterdrückung der Spanier im Land der Inkas ebenso thematisiert, wie die Überbringung christlicher Wohltaten und die gewaltsame Missionierung der Heiden.
Wer das faszinierende Ergebnis des Musicals mit 150 Akteuren auf und hinter der Bühne miterlebte, konnte erahnen, welch immense Arbeit für das Projekt erforderlich war. Bei der musikalischen und szenischen Gestaltung wirkten die Unterstufenchöre (Leitung Beate Beck, Werner Pfeiffer, Burkhard Wolf) mit, das Schülersinfonie- orchester Plochingen (Leitung: Werner Pfeiffer, Gottfried Gienger) und die Ballett- klassen der Musikschule (Choreographie: Irena Trisic, Assadov Assad).
Besonders beeindruckend war das Bühnenbild - z. B. Kollagen des stilisierten Machu Picchu, mit Beamer an die Wand projiziert - für das der Neigungskurs Kunst KS 1 unter Leitung von Jens Hermann verantwortlich zeichnete. Die in jeder Hinsicht gelungene Inszenierung entwickelten Sibylle Metzger und Michaela Flaig-Neubauer. Das Programmheft gestaltete der Neigungskurs Kunst Klasse 13 unter Anleitung von Christoph Kappler. Nicht zuletzt ist die ausgezeichnete Licht- und Tontechnik der Firma „events creative“ unter Nico Fritz hervorzuheben.
Das ganzheitliche Zusammenwirken von Musik, Kunst und Schauspiel brachte ein faszinierendes Gesamtkunstwerk auf die Bühne. Die Gesamtleitung lag in den Händen von Musikschulleiter Gottfried Gienger.
Die Ouvertüre mit landestypischen Klangfarben stimmte die Besucher auf die Welt der Inkas ein. Noch ahnten die friedlich lebenden Inkas mit ihrem König Atahualpa nichts von dem Unheil, das mit den fremden, bärtigen Männern samt ihren Schwertern und großen Lamas über sie hereinbrechen wird. Doch die Stimmung aus Verehrung und Gastfreundschaft wandelt sich schon bald, als die Kunde von der Gold-Gier der Eroberer die Runde machte und die Götter auf dem heiligen Berg um Hilfe und Schutz angerufen wurden. Es war beeindruckend, wie engagiert und niveauvoll die Schüler mit Musik, Gesang und Schauspiel die sich langsam entwickelnde Dramaturgie des Musicals umsetzten, wobei die Tanzelemente und die Einbeziehung der Vorbühne im Saal die Lebendigkeit und Spannung des historischen Themas betonten. Hierbei lockerten pfiffige und humorvolle szenische Elemente das Ganze ebenso auf, wie moderne Erfahrungen, die Eltern mit ihren Kindern bei einem Museumsbesuch oder bei dem Kleingold-Wunsch getreu dem Motto „Papa soll´s bezahlen” machen. Interessant und amüsant war auch der Szenenwechsel an den spanischen Hof, wo das Inka-Gold zwecks anstehender Einkäufe der zickigen „Dona Isabella” (von Julia Wollscheid trefflich gespielt) schon sehnlichst erwartet wurde und der Haussegen bei „Kaiser Karl V.” (Vanessa Markgraf) doch etwas schief hing. Doch die Nachricht vom Goldsegen traf ein, „Dona Isabella” musste nicht in Lumpen gehen und der Kaiser konnte just zu Weihnachten verkünden, „dass die Steuern stabil bleiben”. Derweil sah sich der Inka-König als Gefangener im eigenen Haus ganz anderen Problemen gegenüber, während die Eroberer ein feucht-fröhliches Gelage feierten, das Lösegeld erpressten und Atahualpa trotz zugesagter Freiheit nach erzwungener Taufe töteten. Soweit die vergangene Geschichte. Doch das Musical endete mit einer hoffnungsvollen Botschaft. Denn in dem Museum treffen sich die Enkel der Inkas und der Spanier und gehen Hand in Hand in eine neue Zeit.
Auch in dieser neuen Zeit spielt das Thema Ausbeutung eine Rolle: Eine Gruppe von Demonstranten projiziert es auf die Gegenwart mit Plakaten „Rettet den Regenwald“.
Witzige Schlusspointe: Die spanischen Jugendlichen haben Hunger und fragen ihre peruanischen Freunde: „Gehen wir zum Spanier um die Ecke“. Letztere ziehen es vor, landestypisch peruanisch zu speisen.